Textatelier
BLOG vom: 26.03.2005

„Die Auferstehung ist die Leiche im Keller der Kirchen“

Autorin: Lislott Pfaff

Einen Tag vor Karfreitag 2005 und 1975 Jahre nach der behaupteten Auferstehung von Christus aus seinem Grab hörte ich am Radio DRS2 ein Gespräch mit dem ehemals gläubigen Theologen Gerd Lüdemann, der sich heute als Nicht-Christ bezeichnet.

Unter anderem wies er darauf hin, dass die Himmelfahrt von Jesus, die seine Anhänger gesehen haben wollen, nichts weiter als eine Vision gewesen sei. Die Menschen im Orient hätten damals eine grosse Begabung zum Sehen von Dingen besessen, die in Wirklichkeit nicht geschehen seien. Der Osterglaube sei ein Selbstbetrug der Jesus-Jünger gewesen, die damit eine Krise bewältigten, indem sie unwahre Geschichten erzählten. So haben sich über die Taten und Worte Jesu zum grössten Teil Legenden gebildet, die nicht als historisch echt betrachtet werden können. Der Glaube an eine Auferstehung als eines der wesentlichen Fundamente des Christentums sei nicht mehr aufrechtzuerhalten. Dass sie historisch nicht stattgefunden habe, sei heute auch die Meinung von vielen Theologen. Mit anderen Worten: Die Legende von der Auferstehung Jesu sei „eine Leiche im Keller der christlichen Kirchen“.

Lüdemann führte weiter aus, dass gemäss der in der historischen Theorie üblichen Anwendung von Kausalität, Analogie und Korrelation das Grab von Christus nicht leer gewesen sei. Eine andere Möglichkeit bestehe aufgrund der historischen Theorie darin, dass der Gekreuzigte nach seinem Tod am Kreuz von Schakalen verzehrt worden sei. Denn damals sei es in der römischen Justiz üblich gewesen, die Hingerichteten sozusagen dem Naturgeschehen zu überlassen.

Auf eine Frage der Radiojournalistin hin sagte Lüdemann, er wolle niemanden von seinem Glauben bekehren, er fühle sich nicht als Missionar gegenüber „schwachen Seelen“. Aber er sehe nicht ein, warum er selbst von den biblischen Texten betroffen sein sollte, die ja gar nicht für ihn geschrieben wurden. Das wäre Aberglaube. Die Bibel müsse profan gelesen werden wie jedes andere schriftliche Dokument. Denn die Autoren, die zu den Bibeltexten beitrugen, wussten während der schriftlichen Niederlegung von wahren oder unwahren Begebenheiten gar nicht, dass sie für eine „heilige Schrift“ schrieben.

Eine weitere Frage beantwortete er damit, dass die Bibel keinesfalls eine Anleitung zur Ethik sei. Dazu beinhalte sie zu viele dunkle Seiten wie Aufrufe zum Völkermord, Antijudaismus (im Neuen Testament), Frauenverachtung usw. Die christlichen Kirchen denken sich in ihre heiligen Texte meist genau das hinein, was ihnen gerade zeitgemäss erscheine. Das sei eine Art von exegetischer Willkür. Er bezeichne sich selbst zwar nicht mehr als Christ, verneine aber auch nicht die Existenz eines höheren Wesens. Da aber der Mensch nicht dazu bestimmt sei, alles zu wissen, müsse auch sein Nichtwissen in diesem Zusammenhang erhalten bleiben.

Quellen

 

Radio DRS2, Sendung „Kontext“, 24. 3. 2005

 

Buchbesprechungen auf der Website des Verlags zu Klampen www.zuklampen.de

 

 

Bücher des Autors Gerd Lüdemann, erschienen im Verlag zu Klampen:

 

„Der grosse Betrug – Und was Jesus wirklich sagte und tat“, 1998.

 

„Im Würgegriff der Kirche“, 1998.

 

„Das Unheilige in der Heiligen Schrift – Die dunkle Seite der Bibel“, 2004.

 

„Paulus, der Gründer des Christentums“, 2001.

 

„Die Auferstehung Jesu von den Toten – Ursprung und Geschichte einer Selbsttäuschung“, 2002.

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